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Olavsweg Weg 2025/Teil 2 von Stalsbjørsvea Cabin bis Oppdal

  • Autorenbild: erwandert
    erwandert
  • 5. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen


Samstag, der 5. Juli / Stalsbjørsvea Cabin –  Ringebu Kirche 31,26 km

1182 m Anstieg, 1349 m Abstieg


Es ist für den ganzen Tag Regen angesagt, und so kommt es dann auch. Mal regnet es stärker und mal nieselt es nur. Ich habe aufgrund des Wetterberichts (kleiner Servicetip: YR ist die beste norwegische Wetterapp) für heute in der Pilgerherberge Gildesvollen einen Platz reserviert.


Der Plan ist einfach: Zuerst 21 Kilometer bis Fåvang zum Lebensmitteleinkauf für zwei Tage. Morgen ist nämlich Sonntag und alles geschlossen. Danach geht es noch zehn Kilometer zur Ringebu Kirche, neben der sich die Herberge befindet. Die Herberge ist mit 10 Personen recht gut besucht.


Unterkunft: Gildesvollen


Sonntag, der 6. Juli / Ringebu Kirche – Øvre Skar 27,77 km

828 m Anstieg, 480 m Abstieg


Ich habe in der Herberge Gildesvollen gut geschlafen und viel geträumt. Am Morgen mache ich mir Kaffee, esse Haferkekse und starte dann los. 


Als Zwischenziel erreiche ich nach 16 Kilometer das Pilgerzentrum Dale-Gudbrands Gard wo es auch eine Herberge gibt. Dort fülle ich meine Wasserflaschen auf und bekomme einen Kaffee. Einige der Pilger, die mit mir am Morgen gestartet sind, werden hier übernachten. Die Herberge, liegt zwischen Oslo und Trondheim und markiert die Mitte des Olavswegs.


Für mich geht es weitere zehn Kilometer auf einen Berg, wo zwei kleine Speicher zu Übernachtungsmöglichkeiten umgebaut wurden. Ich nutze diese jedoch nicht, sondern stelle mein Zelt daneben auf. Wir sind hier acht Personen, die zelten und 400 Meter weiter schläft einer in einem kleinen Gapahuk.


Unterkunft: Zelten bei Øvre Skar


Montag, der 7. Juli / Øvre Skar - Kvam 19,87 km

476 m Anstieg, 800 m Abstieg


Ich wache um 3:40 Uhr auf, und befürchte schon, dass es das mit dem Schlaf für heute war. Schlafe aber zum Glück wieder ein und werde erst nach sieben Uhr wieder munter. Bevor ich los gehe, werde ich noch von Susanne und Johannes in ihre Kabine auf einen Kaffee eingeladen. Die beiden habe ich erst gestern Abend kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und viel gelacht. Die beiden waren schon oft in Schweden wandern, und ihre Erzählungen lassen gleich wieder neue Fernwanderungen – die ich noch gehen möchte – in meinem Kopf herumspuken.


Durch den gemütlichen Start am Morgen komme ich recht spät los und die geplanten 30 Kilometer mit vielen Höhenmetern bis Verphaugen gård würden so zur Qual werden. Deshalb beschließe ich nach 19 Kilometer – die entlang eines Tals auf mittlerer Höhe mit teils spektakulären Aussichten aufs Gudbrandsdal verlaufen – in Kvam am Campingplatz die Nacht zu verbringen.


Unterkunft: Kirketeigen Camping


Dienstag, der 8. Juli / Kvam –  Nord-Sel 38,59 km

885 m Aufstieg, 845 m Abstieg


Die Entscheidung, den gestrigen Tag in Kvam zu beenden, hat sich als gut erwiesen. Ich konnte meine gesamte Wäsche wieder einmal in einer Waschmaschine waschen, alle Geräte aufladen und in Ruhe die nächsten Tage planen.


Ich ging früh schlafen und stand um 5:30 Uhr gut ausgeruht auf. Der Weg zum Campingplatz und Raftingcenter Varphaugen ist zwar nur etwas über 12 Kilometer lang, geht aber über Wurzeln und steinige Pfade, schräg an steilen Hängen und auf rutschigen Wiesen entlang. Was Knöchel und Knie sehr belasten und so machen die meisten Pilger in Verphaugen Stop. 


Ich bin um 11:30 Uhr dort und beschließe die 23 Kilometer bis Nord-Sel weiter zu gehen. Bis dahin ist noch ein steiler An- und Abstieg zu überwinden. 


Ich erreiche Otta, und damit den letzten Bankomaten für die nächsten fünf Tage. Zwar kann man fast überall bargeldlos zahlen, aber für das Fjell wird geraten, etwas Bares dabei zu haben.


Danach geht es noch 15 Kilometer den Gudbrandstalslågen entlang bis ich um 20:30 Uhr Nord-Sel erreiche.


Hier schlafe ich in einer Filmkulisse. Ein kleines mittelalterliches Dorf wurde für einen 1994 gedrehten Film, basierend auf dem Roman “Kristin Lavrans Tochter”, der norwegischen Nobelpreisträgerin Sigrid Undset, erbaut. Das Ganze ist nach den Dreharbeiten als Übernachtungsmöglichkeiten für Pilger umfunktioniert worden.


Unterkunft: Jõrundgard Mittelalterzentrum


Mittwoch, der 9. Juli / Nord-Sel – Dovre 26,18 km

733 m Anstieg, 566 m Abstieg


Eigentlich sollte es ja erst Morgen, auf dem Weg aufs Fjell, so richtig anstrengend werden. Dass es aber auch heute schwierig werden würde, damit habe ich nicht gerechnet. Hauptsächlich liegt es an den Steigen, welche man zwischen Bahnlinie und Fluss in einem recht ausgesetzten Bereich begehen muss.


Danach ziehen sich Forststraßen lange den Wald hoch, bevor es ins Tal geht, um dann auf der anderen Talseite wieder lang gezogen nach oben zu gehen. Nur um dann das mitten im Tal liegende Dovre zu erreichen.


Dovre ist das Tor zum Fjell. Auf die nächsten Tage freue ich mich ganz besonders.


Unterkunft: Camping Toftemo


Donnerstag, der 10. Juli / Dovre – Campspot nach Fokstugua 22,61 km

862 m Anstieg, 314 m Abstieg


Ich habe mich ans Zelt gewöhnt und schlafe so gut wie schon lange nicht mehr. Eigentlich wollte ich um sieben Uhr beim Lebensmittelladen sein, es wird dann aber 8:30 Uhr.


Am Vorabend traf ich am Campingplatz Luc aus Belgien. Ich habe kürzliche einen Post über einen Belgier gelesen, dessen Zelt von einem Rasenmäher Roboter aufgeschnitten wurde. Als ich sein getaptes Zelt sah, musste ich natürlich nachfragen, ob er dieser Belgier ist. Und tatsächlich – die Welt ist klein.


Heute geht es rauf auf das Dovrefjell. Eine über der Baumgrenze liegende Hochebene. Die Durchquerung dauert vier bis fünf Tage. Es gibt zwischendurch auch Pilgerunterkünfte, die Essen anbieten, ich versuche den Abschnitt aber als Selbstversorger zu bewältigen. Das heißt, Essen für mindestens vier Tage ist zusätzlich zu tragen.


Unterkunft: Campen ein Stück nach Fokstugu


Freitag, der 11. Juli / Campspot nach Fokstuga – Eysteinkyrkia 26,23 km

506 m Anstieg, 567 m Abstieg


Ich mache mir noch im Zelt liegend Kaffee und Müsli. Danach packe ich und mache mich auf den Weg. Was mir seit gestern auffällt, ist, wie langsam ich im Fjell vorankomme. Obwohl ich gar nicht schlecht drauf bin, komme ich auf den steinigen Pfaden mit meinem schweren Rucksack einfach nur langsam weiter. Das ist aber kein Naturgesetz, denn andere springen mit ähnlichen Rucksäcken ganz vergnügt an mir vorbei.


Am Ende des Tages dann noch eine angenehme Überraschung. Ich besuche bei Hjerkinn die Eysteinkyrkia. Dort werden die Pilger*innen und Tourist*innen von Gun empfangen. Es gibt Tee, Kaffee und Kekse. Sie fragt mich, ob ich ein Zelt dabei habe und falls ja, kann ich hier übernachten und es einfach neben der Kirche auf der Wiese aufbauen. Klo und einen Wasserhahn gibt es auch. Eigentlich wollte ich fünf Kilometer weiter, aber das Angebot nehme ich ohne zu zögern an.


Gun erzählt mir noch was Interessantes über das Fjell. Die letzten 20 Jahre ist die Baumgrenze von 1000 auf 1200 Meter – lokal sogar auf 1300 Meter rauf gewandert. Es gibt Gebiete des Fjells, die in ein paar Jahren bis zu den Gipfeln bewaldet sein werden. Dazu ist es auch hier viel zu warm für diese Jahreszeit.


Unterkunft: Zelten vor der Eysteinkyrkia


Samstag, der 12. Juli / Eysteinkyrkia – Ryphusan 36,41 km

1280 m Anstieg, 1153 m Abstieg


Gestern sagte mir Gun, nachdem ich ihr von meinem Plan, 36 Kilometer auf teils gebirgigen Pfaden zur Hütte Ryphusan zu gehen – das wäre kaum möglich.


Challenge accepted! Um sechs Uhr gehe ich los und überwinde den ersten Berg. An dessen Fuß sehe ich ein Zelt stehen. Matias! Vor ein paar Tagen, als ich eine kurze Etappe gemacht hatte, war er weiter gegangen und so war er einen Tag vor mir. Doch jetzt habe ich ihn tatsächlich wieder eingeholt.


Weiter geht es nach Kongsvoll, einen von fünf Weilern, die man im Fjell durchquert, die es dort schon seit gut 1000 Jahren gibt. Die Bauern waren historisch auch dafür zuständig, den Königsweg in Schuss zu halten und Reisende zu empfangen. Einige fungieren immer noch als Pilgerunterkünfte.


Es geht durch ein V-Tal und dann wieder steil hoch über die Baumgrenze. Immer weiter, an unzähligen Schafen vorbei und  bis zum höchsten Punkt des Olavsweges auf 1304 Meter.


Weiter verläuft der Weg durch ein Tal hinunter bis Ryphusan. Ich komme kurz vor 21:00 Uhr an, kurz nach Matias. Es sind bereits drei von Kongsvoll gestartete Pilger da. Wir stellen unser Zelt im Garten auf und nach einem schnellen Abendessen geht es ins Bett.


Unterkunft: Ryphusan Zelten


Sonntag, der 13. Juli / Ryphusan – Oppdal 28,47 km

241 m Anstieg, 732 m Abstieg


Der Weg scheint heute sehr einfach. Im Prinzip die ganze Zeit ein Tal entlang, dann abwärts bis wir in ein anderes Tal gelangen. Diesem folgend erreichen wir Oppdal. Zwei Kilometer dahinter liegt der von Matias und mir angestrebte Campingplatz.


Aber beim Wandern kommen so viele Variablen dazu, die einen einfachen Wandertag beschwerlicher machen können, als er eigentlich sein sollte: Zum einen das Wetter. Eine Hitzewelle erreicht auch Nordnorwegen. Es hat 30 Grad – darüber kann man in Mittel- und Südeuropa zwar nur milde lächeln – aber es ist auch ungewöhnlich windstill und es gibt auf der Strecke kaum Schatten.


Ich muss so erledigt ausschauen, dass eine Frau ihr Auto kurz vor dem Ziel anhält, aussteigt und fragt, ob es mir gut geht, ob ich was brauche. Es geht mir gut – ich bin nur etwas erschöpft. 


In Oppdal ist ein Supermarkt und ich komme das erste Mal seit vier Tagen wieder dazu, Lebensmittel einzukaufen. Vor dem Supermarkt spricht mich wieder eine Frau an . Sie bietet mir ein Eis an, da in der Großpackung, die sie für ihre Familie gekauft hat, eines zu viel drinnen ist. Heute muss ich besonders bedürftig aussehen. Ich bedanke mich, muss aber ablehnen, da ich mir schon selbst eine 500 ml Box Mangoeis gekauft habe. Das wäre dann sogar für mich zu viel Eis auf einmal.


Am Campingplatz wird es höchste Zeit für eine Dusche und zumindest einer Handwäsche meiner Kleidung:


Unterkunft: Campingplatz: IMI Stølen




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