Romea Strata 2024/Teil 10 von Łowicz bis Przybynów
- erwandert
- 4. Dez. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Juni

Mittwoch, 7. August / Łowicz – Lipce Reymontowskie 24,47 km
179 m Anstieg, 83 m Abstieg
Heute ging es fast in einer geraden Linie nach Süden. Zuerst führte der Weg durch die Vorstadt von Łowicz, dann durch einen Wald, weiter über einen Feldweg und schließlich entlang einer Straße. Obwohl die Umgebung ähnlich wie gestern war, fühlte es sich besser an. Zum einen war es eine kürzere Etappe im Vergleich zur gestrigen, zum anderen wurden wir wenigstens zweimal freundlich nach dem Grund unserer Wanderung gefragt, was angenehmer war als das Misstrauen, das uns gestern entgegengebracht wurde.
Von Lipce Reymontowskie fuhren wir mit dem Zug wieder zurück zum Hotel Polonia nach Łowicz.
Unterkunft: Hotel Polonia
Donnerstag, 8. August / Lipce Reymontowskie – Osiedle Niewiadów 37,64 km
226 m Anstieg, 225 m Abstieg
Morgens fuhren wir mit dem Zug nach Lipce Reymontowskie, aber da ein Teil der Strecke über Schienenersatzverkehr abgewickelt wurde, waren wir für diese kurze Strecke 90 Minuten unterwegs und konnten die Etappe erst um neun Uhr beginnen.
Der Weg war ähnlich wie in den letzten Tagen – lange Strecken auf vielbefahrenen Straßen. Zweimal bot man uns sogar eine Mitfahrgelegenheit an.
Den ganzen Tag kamen Unwetternachrichten aufs Handy, die Prognosen verschoben sich jedoch immer weiter nach hinten, und schlussendlich gab es nur ein paar Regentropfen. Der Gedanke an ein Gewitter auf offenem Feld machte uns nervös.
Ich sah auf einer Wiese bei Słupia auch meinen ersten Wolf. Er folgte einem Reh, das wir kurz davor gesehen hatten, und verschwand in einem kleinen Wald, bevor ich ein Foto machen konnte.
Unterkunft: Hotel Wenus
Freitag, 9. August / Osiedle Niewiadów – Piotrków Trybunalski 35,01 km
221 m Anstieg, 208 m Anstieg
Wir aßen um sechs Uhr Mars-Croissants und tranken Instantkaffee in unserem Zimmer und gingen schon um 6:30 Uhr los, da wir nicht zu spät in Piotrków ankommen wollten. Die ersten 20 Kilometer verliefen auch heute auf einer stark befahrenen Straße, aber wenigstens war der Grünstreifen daneben etwas breiter. Es war trotzdem unangenehm, als Autos und LKWs mit 100 km/h an uns vorbeirauschten.
Die nächsten zehn Kilometer führten durch einen schönen Wald, aber zum Schluss ging es leider wieder auf einer Straße ohne Gehsteig. Birgit wird morgen einen Ruhetag in Piotrków Trybunalski einlegen und ich werde weitergehen und am Abend mit dem Zug zurückfahren.
Diese Etappen in der polnischen Tiefebene sind sehr anstrengend. Sie sind monoton, verlaufen auf viel Asphalt und sind teils wegen des Verkehrs auch sehr gefährlich. Leider würde es erst ab Częstochowa wieder besser werden.
Unterkunft: Hotel B&B
Samstag, 10. August / Piotrków Trybunalski – Gorzkowice 26,02 km
Anstieg 147 m, Abstieg 141m
Ich machte mich – heute alleine – auf den Weg. Die ersten 15 Kilometer ging es entlang einer viel befahrenen Straße bis Rozprza. Es gab genug Platz am Grünstreifen, sodass der Weg für mich kein Problem darstellte. Ganz anders erging es einer ganzen Rotte Wildschweine, die von einem Auto erfasst wurde und tot am Straßenrand lag.
Nachdem ich mich in Rozprza mit Eis, Banane und Schokolade gestärkt hatte, ging es auf einer angenehmen, kleineren Straße bis nach Gorzkowice. Dort besorgte ich mir noch etwas zu trinken, ging zum Bahnhof und fuhr mit der Regionalbahn zurück nach Piotrków Trybunalski.
Unterkunft: Hotel B&B
Sonntag, 11. August / Gorzkowice – Radomsko 27,41 km
193 m Anstieg, 156 m Abstieg
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Zug zum Start unserer Etappe. Da der erste Zug ab Piotrków Trybunalski erst um 10:10 Uhr abfuhr, begann der Tag recht spät.
Wir konnten nicht zum offiziellen Etappenende in Gidle, weil dort das Motel ausgebucht war. Den Grund würden wir erst morgen erfahren. Wir hatten gestern aber eine günstige Unterkunft in Radomsko recherchiert. Es liegt zwar sechs Kilometer abseits des Weges, dafür ist Radomsko eine größere Stadt, in der uns jegliche Infrastruktur zur Verfügung stand.
Das Hotel liegt genau am Stadtrand, den wir als erstes erreichen – also optimal. Es war zwar kein Sternehotel, aber für eine Nacht war es gut genug.
Unterkunft: Hotel Radomsko
Montag, 12. August / Radomsko – Svieta Ana 36,16 km
235 m Anstieg, 145 m Abstieg
Um kurz nach sieben Uhr starteten wir auf lokalen Wanderwegen, um zurück zur Romea Strata zu gelangen. Danach ging es noch ein kurzes Stück bis nach Gidle, welches wir nach 15 Kilometern, um halb zwölf erreichten. Dort stießen wir auf große Pilgergruppen. Am 15. August ist Maria Himmelfahrt, und auch ein anderer nationaler Feiertag. In 200er Gruppen pilgern zu dieser Zeit Menschen aus ganz Polen nach Częstochowa. Um den 15. August kommen verstärkt Menschen in der Stadt an. Mit dabei sind auch meistens ein Geistlicher pro Gruppe und ein Organisationsteam. Chemietoiletten und Food Trucks begleiten die Gruppen. Auch improvisierte Altäre für Waldmessen wurden aufgebaut. Es gab Security-Teams, die auf den Straßen den Verkehr im Auge behielten und für die Sicherheit der TeilnehmerInnen sorgten. So ein Team hätten wir auch gebraucht.
Kaum aus der Ortschaft raus, waren wir wieder allein. Gidle scheint der Übernachtungsplatz für die viele Pilger zu sein, die ganze Zeltstädte aufbauen. Wir gingen wieder zum größten Teil auf Straßen mit viel Verkehr, und wieder viele LKWs. Wir erreichten kurz nach 17 Uhr Święta Anna. In jedem privaten Garten war jeder Zentimeter mit Zelten belegt. Uns schwante schon, dass wir im Kloster keinen Platz kriegen würden.
Wir fanden vor dem Kloster eine Ansprechperson, und sie bestätigte uns, dass alle Zimmer belegt waren. Als ich zu verstehen gab, dass wir ein Zelt hatten, fand sie Platz für uns auf einer Wiese. Es war der Zeltplatz der Gruppe acht. Als ich mit dem Aufbauen des Zeltes beschäftigt war, kam eine Frau und bezweifelte unser Recht, hier zu stehen, da die Wiese ja eben für Gruppe acht wäre. Die Wiese war übrigens riesig mit genug Platz, aber Blockwarte gibt es überall. Birgit klärte dann die Situation mit dem geistlichen Begleiter der Gruppe, und wir konnten natürlich die Nacht hier verbringen.
Unterkunft: Wiese vor dem Kloster in Swieta Ana
Dienstag, 13. August / Svieta Ana – Częstochowa 30,88 km
257 m Anstieg, 242 m Abstieg
Um 6:30 Uhr krochen wir aus unserem Zelt. Wir hatten gut geschlafen und gingen abwechselnd auf Straße und Waldwegen Richtung Westen nach Częstochowa.
Wir trafen unterwegs auf unterschiedlich große Pilgergruppen. Natürlich gab es auch wieder Chemietoiletten, Foodtrucks, Devotionalienstände und Ähnliches. Unter jedem Baum oder Busch hockten oder lagen Pilger und ruhten sich aus.
Wir ließen die Foodtrucks links liegen, weil es erst neun Uhr war und es für uns noch zu früh für eine Pause war. Im nächsten Ort bauten Kinder vor ihren Häusern Verkaufsstände auf, an denen sie Mineralwasser oder selbstgemachte Limonade feilboten.
Dann erreichten wir Mstów, wo auch wieder Zeltstädte aufgebaut wurden. Wir vermuten, dass hier für die meisten Pilger heute Endstation sein wird. Wir machten im Schatten eines Baumes eine kurze Pause und gingen dann weiter. Dabei kamen wir auf einem Hügel bei einer Kirche und an einer riesigen Freifläche vorbei. Hier wurde gerade alles für eine Messe vorbereitet, die meiner Vermutung nach morgen stattfinden wird.
Wir gingen weiter und stießen auch an der Stadtgrenze von Częstochowa auf mehrere große Pilgergruppen.
Am Stadtrand hatten wir eine Wohnung für drei Nächte gebucht. Birgit hatte heute Geburtstag, und den wollten wir mit zwei Ruhetagen feiern.
Unterkunft: Ferienwohnung Apartamenty Kemienna
Mittwoch, 14. August / Ruhetag in Częstochowa
Vormittags entschieden wir uns für eine Stadtbesichtigung und tätigten Einkäufe. Nach einer Ruhepause kochten wir uns etwas zum Abendessen.
Donnerstag, 15. August / Ruhetag in Częstochowa
Heute besuchten wir das Kloster Jasna Góra. Jasna Góra ist ein weltweites Zentrum der Marienverehrung und aufgrund einiger historischer Ereignisse auch ein Symbol für den polnischen Widerstand gegen Fremdherrschaft, etwa während der Teilung Polens oder der kommunistischen Zeit.
Freitag, 16. August / Częstochowa – Olsztyn 18,13 km
198 m Anstieg, 142 m Abstieg
Endlich wurde der Weg wieder schön und die Landschaft wurde abwechslungsreicher. Die letzten zehn Tage gingen wir durch die polnische Tiefebene, oft auf stark befahrenen Straßen. Doch das würde sich jetzt zum Glück ändern. Das Mittelgebirge von Częstochowa zieht sich bis Krakau, und auf den höchsten Erhebungen sind Burgruinen. Es handelt sich um eine alte Verteidigungslinie, die es auch ermöglichte, mit Feuerzeichen eine Kommunikation über 200 Kilometer aufrechtzuerhalten. Das Gebiet, in dem wir wanderten, nennt sich Jura Krakowsko-Częstochowska. Es ist eine touristisch erschlossene Region, bekannt für ihre Felsformationen, Hügelketten und Höhlen.
Wir gingen nun wieder auf für Wanderer konzipierten Wegen, was eine Erleichterung nach den asphaltlastigen Tagen war.
In Olsztyn kamen wir in einem schönen Gästehaus unter..
Unterkunft: Jurajski Olsztyn
Samstag, 17. August / Olsztyn – Przybynów 17,93 km
248 m Anstieg, 195 m Abstieg
Wir schliefen heute beide sehr schlecht. Ich war um 4:30 Uhr munter und dachte mir, gut, dann würde es heute halt früher losgehen, nur um dann in den ersten tiefen Schlaf dieser Nacht zu fallen. Um sechs Uhr standen wir dann auf. Wir kochten mit unserem Gaskocher routiniert Kaffee und Porridge. Um sieben Uhr waren wir wieder auf dem Weg.
Wir hatten zwar einen kurzen Tag vor uns, wollten aber wegen einer Gewitterwarnung früh am Ziel sein. Ein Gewitter war zwar angekündigt, aber es blieb bei der Warnung. Wir waren um 11:30 Uhr am Ziel und mussten uns die Zeit bis 14 Uhr vertreiben. Wir kauften ein Mittagessen bei Żabka (Hot Dogs, Joghurt, Müsliriegel, Proteinriegel) und machten es uns auf einer Bank gemütlich. Außer dem Lebensmittelladen, der Kirche und ein paar Häusern gab es nichts, was man besichtigen oder unternehmen könnte.
Ich merkte, dass mir diese kurzen Etappen mittlerweile zu kurz sind, vor allem, wenn es am Zielort nicht viel zu besichtigen gibt. Die nächsten Tage würden wieder etwas länger werden.
Wir waren heute in einer Agroturystyka untergebracht – Gemeinschaftsbad, Waschmaschine, Küche, Garten. Eine sehr lustige Truppe von acht Australierinnen und Australiern war auch hier untergebracht. Sie erzählten uns, dass sie jedes Jahr nach Europa fliegen und gemeinsam eine Tour mit einem Mietauto unternahmen.
Unterkunft: Agroturystyka Jurajska Bajka