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Romea Strata 2024/Teil 14 von Bukovinka bis Rodaun/Wien

  • Autorenbild: erwandert
    erwandert
  • 30. Nov. 2024
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Juni


Illustration Karstgebirge Tschechien

Dienstag, 17. September / Bukovinka – Brno 34,1 km

488 m Anstieg, 798 m Abstieg

 

Ich zog meine inzwischen sehr übel riechende Kleidung , die ich gestern nicht mehr waschen konnte, an.


Beim Supermarkt kaufte ich mir ein paar Industrie-Croissants zum Frühstück und zwei Snickers als Snack und machte mich auf den Weg.


Im Wald fühlte ich mich nicht besonders sicher. Überall lagen entwurzelte Bäume herum, und ich musste mehrmals darüber klettern oder unter ihnen hindurchkriechen, um weiterzukommen. Der Boden war nach wie vor total aufgeweicht, und man konnte sehen, wie schwach die Wurzeln der Bäume waren. Vorsichtig und auf jedes Geräusch achtend setzte ich meinen Weg fort.


In Bílovice nad Svitavou angekommen, ging der Weg der Svitava entlang. Doch nach etwa zwei Kilometern war der Uferweg wegen der Überschwemmung nicht mehr passierbar. Ich konnte den Weg etwa 30 Meter weiter wieder sehen und überlegte, ob ich die sehr steile Böschung hinüberklettern sollte. In diesem Moment sprach mich ein Radfahrer an, der in dieser einsamen Gegend plötzlich auftauchte. Er sprach sogar Deutsch und sagte: „Das willst du nicht riskieren, mit Rucksack und Handy in den Fluss zu rutschen. Das ist es nicht wert.“


Er hatte absolut recht, vor allem, da auf der anderen Flussseite ein Radweg verlief. Um dorthin zu gelangen, musste ich nur ein paar Kilometer zurück in den Ort gehen, die Brücke überqueren und das Ufer wechseln. Der Mann kam genau zur rechten Zeit und bewahrte mich vor einer großen Dummheit.


Danach ging es weiter nach Brno. Ich lief eine gefühlte Ewigkeit durch die Stadt. Im Zentrum aß ich noch eine Kleinigkeit und machte mich schließlich auf den Weg zu meinem Hotel.


Unterkunft: Hotel Pyramida


Mittwoch, 18. September / Brno – Vojkovice 23,14 km

100 m Anstieg, 120 m Abstieg

 

Morgens gab es im Hotel Pyramida Frühstück. Der Weg hinaus aus der Stadt zog sich eine Weile, ging aber schließlich in einen Fahrradweg entlang der Svratka über.


Ich liebe Wege, die an Flüssen und Bächen entlangführen. Für mich sind sie wie die Adern Europas.


Ich dachte noch, dass der heutige Tag gemütlich werden würde. Doch dann bog der Fahrradweg rechts ab, und der Fußweg führte vom Damm hinunter direkt ans Flussufer.


Ich überlegte, ob ich die längere, aber sichere Schlaufe des Fahrradwegs nehmen sollte, da der Weg am Fluss matschig und offensichtlich von den Überschwemmungen sehr in Mitleidenschaft gezogen war. Trotzdem entschied ich mich für den kürzeren Weg – und natürlich rutschte ich an der Böschung aus. Nach über 3000 Kilometern hatte ich meinen ersten Sturz. Zum Glück blieb ich unverletzt, war aber von oben bis unten mit stinkendem Schlamm bedeckt.


Es blieb mir nichts anderes übrig, als weiterzugehen. Irgendwann besserte sich der Weg am Damm, doch meine Erleichterung war von kurzer Dauer. Der Weg wurde allmählich immer mehr zugewuchert, und schließlich war der Weg kaum noch passierbar. Zusätzlich versperrten umgestürzte Bäume die Strecke. Ich wollte aber nicht umkehren, da laut Karte die Straße nur noch ein paar hundert Meter entfernt war. Für diese kurze Strecke brauchte ich jedoch kriechend und kletternd fast eine Stunde.


Erst danach wurde der Weg wieder problemlos begehbar. In Rajhrad holte ich mir zuerst einen Stempel und gönnte mir ein Mittagessen. Um 16 Uhr erreichte ich schließlich meine Pension in Vojkovice.


Meine Hose brauchte drei Handwäschen, um halbwegs sauber zu werden.


Unterkunft: Pension Dobra Skola


Donnerstag, 19. September / Vojkovice – Horní Věstonice  31,51 km

328 m Anstieg, 322 m Abstieg

 

Nach Instant-Porridge und Keksen im Hotelzimmer machte ich mich auf den Weg. Der erste Teil der Etappe verlief mehr oder weniger durchgehend im Tal entlang der Svratka. An einer Stelle schien der Weg erneut von Überschwemmungsschlamm bedeckt zu sein. Um nicht wie gestern in Schwierigkeiten zu geraten, entschied ich mich, die etwas weiter außen verlaufende Landstraße zu nehmen.


Die Straße war eigentlich gesperrt, aber die Absperrungen waren verschoben. Ich hoffte, dass die Schilder nur noch nicht weggeräumt worden waren – und tatsächlich, der Weg war passierbar. Man konnte jedoch erkennen, dass er an einigen Stellen unter Wasser gestanden haben musste.


Bei Uherčice zweigte der Weg ab und führte hinauf auf den Karst. Ich erreichte eine Stelle mit einem fantastischen Panorama nach Süden: der Stausee Nové Mlýny lag vor mir, und dahinter erhob sich wieder Karst. Dort stand eine Bank, auf der ich eine Pause einlegte.


Plötzlich parkte ein Auto neben der Bank und Jaroslav gesellte sich zu mir. Er erzählte mir, dass er diese Rastbank aufgestellt und die Bäume rundherum gepflanzt hatte. Auch ein kleines Lehmobjekt mit eingearbeitetem Familiennamen, einer Jakobsmuschel und einem Maorischmuck hatte er hier platziert. Den Maorischmuck, erklärte er, hatte er wegen seiner Tochter gewählt, die in Neuseeland lebt. Es war ein sehr nettes und wohltuendes Gespräch.


Danach führte der Weg hinunter zum Stausee und weiter bis zu meiner Pension. Dort ergab sich jedoch ein Problem – ich hatte bereits alle tschechischen Kronen ausgegeben, und die Pension nahm nur Bargeld. Da ich keinen Bankomaten mehr finden konnte, war ich schließlich froh, dass sie meine letzten Euros akzeptierten. Jetzt war ich komplett bargeldlos.


Morgen würde ich Drasenhofen in Österreich erreichen und von dort aus nach Hause nach Wien fahren. Von Wien aus plante ich, die nächsten Etappen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu beginnen.


Unterkunft: Penzion BOUQUET


Freitag, 20. September / Horní Věstonice – Drasenhofen 19,35 km

384 m Anstieg, 369 m Abstieg

 

Ich schlief gut, wachte jedoch mit leichten Erkältungssymptomen auf. Nach einem kleinen Frühstück im Zimmer machte ich mich auf den Weg.


Horní Věstonice liegt etwas abseits der Romea Strata, daher musste ich einen Karsthügel überwinden, um wieder auf die Route zu gelangen. Der Verbindungsweg entpuppte sich als ein wunderschöner Weg, der mich mit seiner landschaftlichen Vielfalt überraschte.


Auf der anderen Seite des Karstes erreichte ich den Ort Klentnice. Von dort aus ging es weiter nach Mikulov, wo ich kurz verweilte, bevor ich über Feldwege zur österreichischen Grenze ging.


Jenseits der Grenze setzte sich die Strecke entlang von Feld- und Radwegen fort, bis ich schließlich Drasenhofen erreichte. Von dort aus nahm ich den Bus nach Wien, um nach viereinhalb Monaten nach Hause zurückzukehren und mich von dieser Etappe zu erholen.


Unterkunft: Wien zu Hause


Samstag, 21. September / Drasenhofen – Hüttendorf 34,63 km

608 m Anstieg, 618 m Abstieg

 

Um vier Uhr stand ich bereits auf, packte meinen Tagesrucksack und fuhr nach dem Frühstück mit der U-Bahn, dem Zug und zwei Bussen nach Drasenhofen. Eine weite Strecke, aber die An- und Abreise zu den Etappen würde nun mit jedem Tag kürzer werden.


In Drasenhofen angekommen, kaufte ich mir erst einmal Wasser und etwas zu essen.


Dann machte ich mich auf den Weg. Mit meinem Tagesrucksack konnte ich ein besseres Tempo vorlegen als mit meinem Trekkingrucksack. Kurz vor Poysdorf aß ich meine mitgebrachte Lasagne und kam mit vier deutschen Touristen ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass zwei von ihnen bereits auf der Via Francigena in Italien unterwegs gewesen waren. Die Welt ist klein.


Danach wurde es für eine Weile sehr sonnig auf den Feldwegen im Weinviertel. Echt ärgerlich, dass ich meine Kappe vergessen hatte.


Nach einem langen Waldstück erreichte ich Mistelbach und anschließend Hüttendorf, wo ich meinen Studienfreund John besuchte. Vor ein paar Wochen hatten wir erstmals seit 25 Jahren wieder Kontakt aufgenommen und dabei entdeckt, dass er quasi direkt am Weg wohnt.


Unterkunft: Zu Hause


Sonntag, 22. September / Hüttendorf – Ernstbrunn 27,42 km

558 m Anstieg, 490 m Abstieg

 

Heute musste ich bereits um sechs Uhr aufstehen, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hüttendorf zu gelangen. Birgit entschied sich kurzfristig, ebenfalls mitzukommen.


Von Mistelbach waren es nur kurze zwei Kilometer bis nach Hüttendorf, wo ich noch im Vorbeigehen für Johns Kinder Schokolade an die Türschnalle hängte.


Anschließend wanderten wir über schöne Wald- und Feldwege zu den Leiser Bergen. Von dort ging es weiter bis nach Ernstbrunn, wo wir um 17:30 Uhr den Bus in Richtung Wien nahmen.

 

Unterkunft: Zu Hause


Montag, 23. September / Ernstbrunn – Königsbrunn im Weinviertel 29,71 km

388 m Anstieg, 461 m Abstieg

 

Mit der U6 und dem Bus fuhr ich nach Ernstbrunn. Dort besorgte ich mir etwas zu essen, und dann ging es los durch die schönen Landschaften des Weinviertels. Nach zehn Kilometern erreichte ich Großrußbach.


Hier entschied ich mich aus zwei Gründen für eine alternative Route nach Wien: Zum einen war die Stockerauer Au nach den letzten Überschwemmungen noch gesperrt. Zum anderen kannte ich die Wege in dieser Gegend bereits sehr gut, da ich sie in den letzten Jahren alle schon begangen hatte. Die Alternative über den Klemens-Maria-Hofbauer-Pilgerweg fand ich zudem kürzer und schöner.


In Würnitz legte ich eine Pause ein und erreichte schließlich um 17 Uhr Königsbrunn.


Unterkunft: Zu Hause


Dienstag, 24. September / Königsbrunn im Weinviertel – Wien 15. Bezirk 28,76 km 

456 m Anstieg, 473 m Abstieg

 

Mit der U6 und dem Bus erreichte ich Königsbrunn und machte mich auf den Weg nach Wien. Ich kann es kaum glauben – ich bin tatsächlich von Tallinn bis nach Wien gegangen.


Am Bisamberg erwischte mich der Regen, doch sobald ich die Donauinsel erreichte, hörte er auf. Über den Mexikoplatz ging es weiter zum Ring und schließlich entlang der Wienzeile bis nach Hause.


Unterkunft: Zu Hause


Mittwoch, 25. September / Wien 15. Bezirk – Rodaun 11,61 km

119 m Anstieg, 63 m Abstieg

 

Heute unternahmen Birgit und ich einen kurzen Spaziergang von zu Hause in den Süden Wiens nach Rodaun. Dort befindet sich der ideale Ausgangspunkt für den Mariazellerweg, der Teil der Romea Strata ist.

 

Unterkunft: Zu Hause


Donnerstag, 26. September / Ruhetag Wien

Mittags traf ich mich mit zwei Freunden zum Essen. Ansonsten konnte ich mich gut ausruhen. Dass mein Zuhause direkt am Weg liegt, hatte den Vorteil, dass ich meine gesamte Ausrüstung erneuern und mich erholen konnte.


Bei der Planung hatte ich lediglich die Befürchtung, dass ich, einmal in Wien angekommen, vielleicht keine Lust mehr haben würde weiterzugehen. Doch dem war nicht so – im Gegenteil: Ich freute mich bereits auf die nächsten Etappen, die mich über die Alpen führen würden.


Unterkunft: Zu Hause



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