Romea Strata 2024/Teil 6 von Kaunas bis Suwalki
- erwandert
- 8. Dez. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Juni

Montag, 24. Juni / Ruhetag Kaunas
Das heutige Tagesprogramm war sehr simpel: Haare und Bart trimmen lassen, Clarityn und Socken kaufen, um meine löchrigen zu ersetzen, durch die Stadt spazieren und viel zu viel essen.
Unterkunft: Cozy Apartments
Dienstag, 25. Juni / Kaunas – Naturparkzentrum Region Kaunas 23,64 km
306 m Anstieg, 262 m Abstieg
Heute war so ein typischer „aus der Stadt raus“-Tag. Die Wegführung versuchte zumindest, so viele Parks wie möglich zu nutzen.
Zuerst ging es zum Kloster Pažaislis, um dann wieder ein paar Kilometer weiter auf dem gleichen Weg zurückzugehen. Weiter ging es dann Richtung Süden, um etwas abseits vom eigentlichen Weg zur Unterkunft zu gelangen.
Das Ziel war die Kauno Marių Regioninio Parko Direkcija. Dies ist eine regionale Naturparkverwaltung, in der es auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Das Haus wirkte neu renoviert, angenehm kühl, mit einer großen Küche, gutem Leitungswasser und bequemen Betten.
Das Gehen fällt mir zunehmend leichter, ich hatte so gut wie keine Schmerzen mehr in den Beinen. Aber da immer irgendwas ist, beginnt jetzt meine linke Schulter, Probleme zu machen.
Unterkunft: Naturparkzentrum
Mittwoch, 26. Juni / Parkverwaltung – Dauksiagirė 21,42 km
154 m Anstieg, 148 m Abstieg
Obwohl es heute sehr heiß war, kam ich trotz Schulterschmerzen gut voran und war schon vor 14 Uhr in der Unterkunft. Ich war mittlerweile so schnell, dass ich auch längere Etappen gehen könnte, aber mir war auch klar, dass ich alles tun musste, um Überlastungsverletzungen zu verhindern. Also immer schön langsam.
Meine Unterkunft war in einem wunderschönen Backsteinhaus neben einem alten Herrenhaus. Leider ohne Küche.
Unterkunft: Dvaro bravoro menė
Donnerstag, 27. Juni / Dauksiagirė – Prienai 26,40
190 m Anstieg, 220 m Abstieg
Und wieder war es heiß. Ich machte die erste Pause bei einem Flugfeld und konnte Fallschirmspringern zuschauen.
Der Sommer war jetzt definitiv da, und die Sonne machte mir ganz schön zu schaffen.
Meine Unterkunft war in einem Privathaus mit Zimmer unter dem Dach. Dort war es die ganze Nacht sehr stickig und heiß. Dadurch war mein Schlaf auch eher miserabel.
Unterkunft: Privatzimmer
Freitag, 28. Juni / Prienai – Punia 30,02 km
322 m Anstieg, 276 m Abstieg
Als ich eine kurze Pause vor einem kleinen Lebensmittelladen machte, fuhr ein Angler auf einem Mofa vor, fiel einfach im Stehen samt Mofa um und kam nicht mehr auf. Ich half ihm, wieder auf die Beine zu kommen. Auf den Schreck hin besorgte er sich gleich ein Bier und setzte sich zu mir. Wir sprachen eine Zeitlang irgendwie mit Händen und Füßen.
Nach einem schönen Wandertag gab es heute zu meiner Überraschung eine richtige Gemeindeherberge, die mich sehr an die Herbergen in Spanien erinnerte. Hier traf ich meinen zweiten Pilger. Ein Mann aus Israel machte in der Gegend Urlaub mit seiner Frau. Als er die Jakobsweg-Muschel sah, beschloss er, ein paar Tage auf dem Camino in Litauen zu laufen, während seine Frau in der Stadt blieb. Morgen würde er seine Tour aber schon wieder beenden.
Unterkunft: Gemeindeherberge
Samstag, 29. Juni / Punia – Alytus 28,01 km
254 m Anstieg, 254 m Abstieg
Der Wandertag war recht ereignislos. Die Landschaft veränderte sich nur wenig, aber immerhin wurde es etwas hügeliger.
In Alytus war ich in einem großen Hotel untergebracht. Alytus ist eine Stadt mit über 50.000 Einwohnern. Ich befand mich hier nun in der Nähe der Suwalki-Lücke, einer Engstelle in der Europäischen Union zwischen Russland und Belarus. Die belarussische Grenze ist nur 50 Kilometer östlich von hier. Luftlinie ist die Lücke nur knapp 70 km lang.
Unterkunft: Hotel Dzukija
Sonntag, 30. Juni / Alytus – Miroslavas 19,76 km
263 m Anstieg, 222 m Abstieg
Die ersten sechs Kilometer dieser kurzen Etappe führten durch einen Naturpark. In Miroslavas - einem kleinen Dorf - befand sich die Pilgerunterkunft in einer Art Gemeinde- und Sozialzentrum. Es gab hier eine Küche und hundert Meter weiter einen kleinen Supermarkt.
Unterkunft: Gemeinde- und Sozialzentrum
Montag, 1. Juli / Miroslavas – Campingplatz südlich von Meteliai 26,59 km
147 m Anstieg, 174 m Abstieg
Eine sehr leicht zu gehende Etappe. Die Landschaft wird immer hügeliger und hat viele Seen.
Beim Supermarkt in Meteliai wurde ich von einem Mann angesprochen, der mich fragte, ob ich denn den Camino wandern würde. Ich war sehr überrascht, weil ich solche Gespräche seit Tallinn sehr selten geführt habe. Man wird hier einfach nicht so oft angesprochen. Wir plauderten eine Zeit lang und dann ging es weiter zu dem etwas abseits vom Weg liegenden Campingplatz.
Der Campingplatz hatte den hässlichsten Empfang den ich je gesehen habe, eine Mörderbestie von einem Hund bellte hinter einem Verschlag, es gab nur zwei zum Himmel stinkende Trockentoiletten und einen Wasseranschluss, bei dem ich mal auf gut Glück hoffte es sei Trinkwasser.
Aber der Zeltplatz selbst, direkt am See Metelys ist wie aus einer Postkarte, mit Schilf auf einer Seite und Schwimmstellen auf der dem Campingplatz zugewandten Seite. Da es hier keine Duschen gibt, ging ich schwimmen und danach genoss ich Instant Nudelsuppe – Geschmacksrichtung Speck mit Sahne.
Ich schlief beim Rauschen der Wellen ein.
Unterkunft: Campingplatz
Dienstag, 2. Juli / Campingplatz südlich von Meteliai – Lazdijai 28,08 km
252 m Anstieg, 243 m Abstieg
Nach einer guten Nacht im Zelt erledigte ich meine Morgenroutine in aller Ruhe und startete dann. Bis auf die schmerzhafte Schulter lief es ganz gut. Ich machte Pause bei einer einsam gelegenen Kirche und danach bei einer Kirche, die praktischerweise neben einem kleinen Supermarkt lag.
Beständig ging es sehr abwechslungsreich, leicht auf und ab. Ohne Probleme erreichte ich mein Ziel – das Pfarrhaus von Lazdijai.
Bevor ich mir überhaupt Gedanken machen konnte, bei wem ich mich melden muss, wurde mir schon durch das Fenster zugewunken. Mittels Google Translate bekam ich die ersten Anweisungen, aber bald kam auch schon der Priester, der Italienisch spricht. Ich habe ein wundervolles Zimmer mit Bad und WC.
Unterkunft: Pfarrhaus
Mittwoch, 3. Juli / Lazdijai – Sejny 29,44 km
254 m Anstieg, 242 m Abstieg
Heute ging es schnellen Schrittes nach Polen, der Weg ist wunderschön und der Grenzübertritt völlig unspektakulär.
Als ich in Polen Zloty abheben wollte, bemerkte ich, dass ich meine Bankomatkarte verloren hatte. Ich blieb erstaunlich ruhig, hob Geld mit meiner Kreditkarte ab, bezog meine Ferienwohnung, durchsuchte noch einmal meine Sachen und loggte mich dann in mein Bankkonto ein, um zu sehen, ob etwas fehlte. Es war alles in Ordnung. Ich sperrte die Karte online und bestellte einfach eine neue. Hat schon was die Digitalisierung.
Unterkunft: Apartament Marycha Sejny
Donnerstag, 4. Juli / Senjy Ruhetag
Ich besorgte mir heute eine polnische Sim Karte, da meine österreichische nicht ewig ohne Roaminggebühren läuft.
Die Verkäufer halfen mir beim Aufladen, und es war überraschend günstig und einfach.
Unterkunft: Apartament Marycha Sejny
Freitag, 5. Juli / Sejny – Wigry 28,42 km
189 m Anstieg, 215 m Abstieg
Dies war mein erster ganzer Wandertag, auf der Romea Strata in Polen. Etwas ungewöhnlich war der hohe Asphaltanteil. Plötzlich waren die Landstraßen, die kleinere Dörfer miteinander verbinden, asphaltiert und nicht nur geschottert wie in den baltischen Ländern.
Ich war mir nicht sicher, ob ich den höheren Asphaltanteil und die damit einhergehende geringere Staubentwicklung langfristig den Schotterstraßen bevorzugen würde.
Mir fiel heute auch auf, dass viele Bauernhöfe angeschlossene Zeltplätze haben – gut zu wissen.
Für heute hatte ich jedoch bereits eine Übernachtung in einem ehemaligen Kamaldulenserkloster auf einer Anhöhe mit Blick über den See Wigry im Auge. Und ich bekomme tatsächlich eine schönes Zimmer.
Am Abend ging ich in ein Lokal mit angeschlossenem Campingplatz direkt am See. Ich bestellte eine Art polnisches Wiener Schnitzel (Kotlet Schabowy), und es kam als Menü mit drei Salaten, Bratkartoffeln, einem Kuchen und Saft.
Unterkunft: Pokamedulski Klasztor w Wigrach
Samstag, 6. Juli / Wigry – Suwalki 18,19 km
173 m Anstieg, 137 m Abstieg
Weiter ging es an diesem Tag wieder mit hohem Asphaltanteil. Obwohl ich bereits in Polen war, dürfte dies immer noch die westlitauische Seenplatte sein, und so ging es auch ein Stück entlang des Jezioro Czarne. Es ging an vielen Bauernhöfen vorbei, und aus jedem bellte mir ein Hund entgegen. Die Hunde waren jedoch in der Regel eingesperrt, angekettet oder in eigenen Gehegen. Diese Ketten- oder Gehegehaltung ist zurecht in vielen Ländern Europas mittlerweile verboten.
In Suwałki war bei der auf der Homepage angegebenen Herberge, dem Pfarramt, niemand anzutreffen. Anstatt lange zu suchen, ging ich zu einer Pension, die auch Zeltplätze anbietet. Der Garten ist liebevoll gestaltet und beinhaltet auch überdachte Sitzmöglichkeiten. Außerdem gibt es Dusche und WC. Also wurde es wieder einmal eine sehr gute Nacht.
Unterkunft: Hotel Zajazd Private