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Romea Strata 2024/Teil 8 von Barczewo bis Wald nach Ciechocin

  • Autorenbild: erwandert
    erwandert
  • 6. Dez. 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Juni


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Mittwoch, 17. Juli / Barczewo – Olsztyn 19,28 km

217 m Anstieg, 198 m Abstieg


Mit nur einer kurzen Pause ging es zügig nach Olsztyn, und obwohl es zwischendurch für einen Kilometer mal richtig querfeldein durchs Gestrüpp ging, war ich schon um halb zwölf am Ziel. Ich kaufte mir noch ein Eis und diverse Snacks und checkte um zwöf Uhr ein.


Es gibt in diesem Hostel auch eine Waschmaschine! Dass es die kleinen Dinge sind, die Glücksgefühle hervorrufen, merkt man daran, dass man Freudentänze aufführt, wenn man wieder einmal seine Wäsche waschen kann.

Nach dem Waschgang ging ich einkaufen. Ich kaufte mir einen Göffel, einen Faltbecher, Kopfhörer und eine Salbe gegen das Jucken der Insektenstiche.


Anschließend machte ich noch eine kurze Runde durch die schöne Stadt und holte mir bei der Touristeninformation einen Stempel. Dort kam ich mit zwei deutschen Urlaubern ins Gespräch und erzählte ihnen, woher ich kam, wohin ich ging und war recht stolz darauf, sie ein wenig beeindrucken zu können.


Für den nächsten Tag war wieder ein Ruhetag geplant. Die Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren, direkt an der Romea Strata ist auf jeden Fall einen längeren Besuch wert.


Unterkunft: Youth Hostel Relax


Donnerstag, 18. Juli / Ruhetag Olsztyn


Bis jetzt erwandert
Bis jetzt erwandert

Freitag, 19. Juli / Olsztyn – Gietrzwald 23,38 km

372 m Anstieg, 391 m Abstieg


Meine Schuhe gaben so langsam ihren Geist auf. Die Sohle an den Fersen war bald durch, und an den Zehen löste sich der Schuh langsam auf. In acht Tagen würde Birgit nach Toruń kommen und mich für vier Wochen begleiten. Dabei würde sie mir auch ein neues Paar Schuhe mitbringen. Also noch etwas durchhalten bitte.


Der Weg führte auf angenehmen Wegen mit wenig Verkehr zu einem Wald, durch den ich bis Gietrzwałd ging.


Gietrzwałd ist ein Marienwallfahrtsort, und Horden von Gruppenreisenden kommen mit Bussen oder privaten PKWs hierher. Hier gibt es ein Pilgerheim, in dem ich unterkam.


Es gab hier zwar ein einfaches Restaurant, aber der Andrang war einfach zu groß. Ich fand noch eine Pizzeria etwas abseits des Trubels und zog mich dann in mein ruhiges Zimmer zurück.


Unterkunft: Dom Pielgrzyma


Samstag, 20. Juli / Gietrzwałd – Ostróda 35,01 km

444 km Anstieg, 453 m Abstieg


Vom Marienwallfahrtsort Gietrzwałd ging es zuerst durch Wälder und dann zum Schluss auf offener Fläche und stark befahrenen Straßen nach Ostróda. Wenn der Camino Polaco über Landstraßen führt, wird es immer etwas gefährlich. Die Straßen sind meist nicht sehr breit, und die Autos fahren nicht gerade langsam. Man muss auch aufpassen, ob von hinten ein Auto kommt, das vielleicht überholt wird; dann muss man ins tiefe Gras springen. Seitenstreifen gibt es leider nicht immer.


Unterwegs stellte ich fest, dass ich am morgigen Etappenziel keine Unterkunft finden würde. Von der Landschaft her müsste Wild Zelten möglich sein. Ich fand jedoch eine andere Alternative: Es gibt eine Zuglinie entlang der Strecke. Ich könnte zirka 20 Kilometer gehen, in den Zug springen und nach Ostróda zum Übernachten zurückfahren.


Zwei Tage an einem Ort zu bleiben, klang für mich sehr vernünftig. Am Campingplatz in Ostróda angekommen, war ich mir nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war. Direkt neben dem Campingplatz fand ein Musikfestival mit Aftershow-Party statt.


Die Frau am Empfang warnte mich vor der Lärmbelästigung und dass der Platz sehr überfüllt sei– was ich ihr sehr hoch anrechnete. Ich blieb trotzdem hier, da es wegen des Musikfestivals sowieso alle Zimmer schon ausgebucht waren. Es war dann wirklich sehr lange sehr laut. Trotzdem schlief ich unerwartet schnell ein und bemerkte die Party nur kurz um 1:30 Uhr, als ich mal kurz wach wurde.


Unterkunft: Marina Camping


Sonntag, 21. Juli / Ostróda – Samborowo 20,00 km

167 m Anstieg, 169 m Abstieg


Um sieben Uhr kroch ich aus dem Zelt, packte nur das Notwendigste und Wertvollste in meinen Rucksack und brach auf. Obwohl der Rucksack um vieles leichter war, schmerzte meine Schulter. Irgendwie lief es nicht rund, aber es waren ja nur 20 Kilometer. Der Weg führte fast ausschließlich durch einen Wald bis zum Bahnhof von Samborowo. Ich erreichte ihn schon mittags und beendete dort meine Etappe, da ich von dort sehr leicht zu meinem Zeltplatz in Ostróda zurückkommen würde.


Das Zugticket ließ sich online kaufen und um 13:15 Uhr war ich schon wieder in Ostróda. Ich ging den Nachmittag ruhig an. Ohne Festival war es bis auf die vorbeifahrenden Züge eine sehr ruhige Nacht.


Unterkunft: Marina Camping


Montag, 22. Juli / Samborowo – Iława 28,41 km

224 m Anstieg, 219 m Abstieg


Am Morgen war es bereits sehr schwül. Zuerst musste ich mit dem Zug nach Samborowo, dem Ende der Etappe vom Vortag. Das war zwar die beste Lösung, stresste mich aber irgendwie. Eigentlich ist es mir immer lieber, einfach loszulaufen.


Der Weg war wie so oft die letzten Tage: vorwiegend Feld- und Waldwege, aber leider auch wieder Landstraßen ohne Seitenstreifen. 


Meine linke Schulter schmerzte noch immer, vor allem beim Auf- und Absetzen des Rucksacks. Am Ziel ging ich noch ins Tourismusbüro, um mir einen Stempel abzuholen. Dort bot man mir ein Zimmer bei der Kirche an. Ich hatte jedoch schon ein Zimmer gebucht, da es laut Website des Camino Polaco in diesem Ort keine Pilgerunterkunft gab. Sie wollen das Zimmer nur an „ehrliche Pilger“ vergeben und haben es deswegen nicht veröffentlicht. Ich zweifle daran, ob das so funktionieren kann.


Am Abend ging ich Pizza essen und hole mir ein Frühstück für morgen. Iława, am Seeufer des Jeziorak-Sees gelegen, ist eine sehr lebendige kleine Stadt.


Unterkunft: Noclegi Nad Malym Jeziorakiem


Dienstag, 23. Juli / Iława – Nowe Miasto Lubawskie  28,91 km

359 m Anstieg, 375 m Abstieg


Nachdem ich aus der Stadt draußen war, ging es bald in einen Wald. Der erste Teil war stark verwuchert, es wurde aber laufend besser.


In Radomno mache ich Mittagspause. Danach wurde es wieder unangenehm und ging die Landstraßen entlang.


In Nowe Miasto Lubawskie habe ich telefonisch bei Hanna in der Pension Herbert reserviert. Sie bietet für Pilger Sonderkonditionen an. Die Pension ist nicht die Neueste, jedoch sehr sauber. Und Hanna ist sehr gastfreundlich. Sie bot mir Kaffee an und wir plauderten eine Weile. Da sie 20 Jahre in Deutschland gelebt hat, gab es keine Sprachbarrieren und ich freute mich mal wieder deutsch sprechen zu können.


Unterkunft: Hotelik Herbert


Mittwoch, 24. Juli / Nowe Miasto Lubawskie – Brodnica 33,64 km

310 m Anstieg, 321 m Abstieg


Heute kam ich sehr gut voran. Ich plante schon im Vorfeld nach fünf Kilometern ein zweites Frühstück zu essen. Man muss die Supermärkte so nehmen, wie sie kommen.


Danach ging es auf der Trasse einer ehemaligen Bahnstrecke ziemlich gerade durch einen Wald. Anschließend wanderte ich entlang eines schmalen Pfades, an einem Sumpf und einem See vorbei. Danach parallel zu einer größeren Straße bis nach Brodnica. Die 33 Kilometer verflogen richtig gehend und morgen würden es sogar über 40 Kilometer werden. 


Unterkunft: Noclegiw Centrum Brodnicy


Donneratag, 25. Juli / Brodnica – Golub-Dobrzyń 43,39 km

380 m Anstieg, 361 m Abstieg


Ich wachte sehr früh auf, trotzdem trödelte ich den Aufbruch etwas hinaus, machte mich dann aber um 6:30 Uhr auf den Weg. Ich hatte großen Respekt vor der heutigen Etappe, da die Etappe über 40 Kilometer lang werden würde.


Das Chopin Zentrum, das üblicherweise Pilger beherbergt, hatte mir schon vor Tagen abgesagt, da alle Zimmer von den Teilnehmern eines Piano Workshops belegt waren. Also habe ich ein Zimmer in einem Schlosshotel in Golub-Dobrzyń zehn Kilometer weiter entlang des Weges gebucht.

Die ersten 20 Kilometer ging ich ohne Pause durch und war schon vor zwölf Uhr in einem kleinen Örtchen, wo ich meine Jause aß.


Bei Kilometer 30 kaufte ich mir Cola, Snickers und Eis und zog dann durch. Da das Schloss auf einer Anhöhe liegt, kaufte ich mein Abendessen, bevor ich mein Zimmer bezog. Dann machte ich es mir in meinem Zimmer gemütlich.


Meine Kondition verbesserte sich seit meinem Start in Tallinn ungemein. Dies war mein erster 43 Kilometer Tag und 50 wären auch drinnen gewesen. Allerdings lag meine Priorität ja darin, mich nicht zu verletzen und wenn möglich – Rom zu erreichen. Ohne Zwang würde ich keine Etappen über 40 Kilometer absolvieren.


Unterkunft: Zamek Golubski


Freitag, 26. Juli / Golub-Dobrzyń – Wald nach Ciechocin 19,64 km

221 m Anstieg, 235 m Abstieg


Heute ließ ich es langsam angehen und startete auch spät, da ich am Abend wieder wild zelten musste. In Ciechocin gab es keine Unterkunft, und auch das Gemeindeamt konnte mir auf meine Mailanfrage hin nicht weiterhelfen.


Ich war schon um 15 Uhr in Ciechocin, kaufte Lebensmittel, setzte mich auf eine Bank und trödelte etwas herum, bevor ich weiter in den Wald ging. 


Dort fand ich eine kleine Freifläche und machte es mir für die Nacht gemütlich.


Ab morgen werde ich zu zweit unterwegs sein, da Birgit mich die nächsten vier Wochen begleiten wird.


Unterkunft: Zelt




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